Nossa Senhora da Nazaré
Nossa Senhora da Nazaré ist eine auf der iberischen Halbinsel – seit dem 13. Jahrhundert – weit verbreitete Form der Marienverehrung.
Die Marienverehrung war in Portugal bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die bedeutenste Form der Verehrung der Muttergottes Maria.
Der Gegenstand der Verehrung ist ein etwas 30 cm hohes hölzernes Abbildung einer Jesus stillenden Madonna, das der religiösen Tradition nach in Nazareth nach Jesu Geburt gefertigt worden sei.
Es spricht einiges dafür, dass sie zu den ältesten Marienskulpturen der Geschichte gehört.
Die kleine Statue wird in der Kirche der Nossa Senhora da Nazaré im Stadtteil Sítio in der portugiesischen Stadt Nazaré aufbewahrt.
Der Sage nach wurde die Darstellung der schwarzen Madonna vom letzten christlichen König von Hispanien, dem Westgoten Roderich, im Jahr 714 in einer Felsenklippe in Sítio de Nossa Senhora da Nazaré versteckt.
Der Legende nach jedoch entkommt er den Mauren und flieht zusammen mit Mönch Romano.
Die Mönche des Klosters von Merida geben ihnen den Schrein mit dem heiligen Abbild der Jungfrau von Nazaré mit, um sie vor den Mauren zu retten.
Sie schlagen sich zur Westküste der iberischen Halbinsel durch und kommen 714 in der Gegend vom heutigen Nazaré an.
Roderich entscheidet sich, sein Leben als Einsiedler zu Ende zu führen und zieht sich auf den 156 Meter hohen Berg S. Bartolomeu oder auch Sao Brás genannt zurück.
Der Mönch Romano bezieht einen Nachbarberg in der Anhöhe von Sítio.
Nur über Rauchschaden geben die beiden einander noch Zeichen. Als Mönch Romano sein Ende kommen sieht, versteckt er den Schrein mit dem Abbild Marias in einer Felsspalte am zum Meer hinabfallenden Felshang.
Roderich besucht das Bild Marias noch einmal, nachdem er die Rauchzeichen Romanos vermisste und verstirbt auf dieser Reise.
Nach anderen Schilderungen stirbt Roderich vor Romano und der Mönch verlässt Sítio, nachdem er dort den Heiligenschrein versteckt hat.
Die Legende von der Wiederentdeckung der Madonna
Im Jahr 1179 ist es bei der Reconquista Portugals von einem Gefährten des ersten portugiesischen Königs Afonos Henriques, Dom Fuas Roupinho, bei der Jagd aufgefunden worden.
Drei Jahre später, am 8. September 1182, verfolgt Dom Fuas Roupinho, wieder auf der Jagd, zu Pferde im tiefen Nebel auf der Anhöhe von Sítio einen Hirsch, der mit einem weiten Satz von der Felsterrasse abspringt und in die Tiefe der Bucht von Nazaré stürzt.
Dom Fuas ist gerade dabei, im Nebel die Gefahr nicht erkennend, dem Hirsch hinterherzusetzen, sein Pferd ist schon im Sprung, da erscheint ihm das nur wenige Meter davon entfernt versteckte Abbild Marias und veranlasst ihn, sich vom Pferd herabzustürzen. Dieser Moment rettet ihm das Leben.
Das Pferd folgt dem Sprung des Hirsches.
Dieses Wunder veranlasst Dom Fuas Roupinho über dem Versteck des Abbildes eine kleine Kapelle erbauen zu lassen, wo heute die Ermida da Memória steht und schenkt das Gelände vom Ort Sítio der Jungfrau Maria.
Die Kapelle wird zum Ausgangspunkt der Verehrung des Heiligen Abbildes Nossa Senhora da Nazaré. Seither wurden ihr viele Wunder zugeschrieben.
Video do Santuario da Nossa Senhora da Nazare – Sitio
Die Verehrung der Nossa Senhora da Nazaré auf der iberischen Halbinsel
Historisch gesichert ist für das 14. Jahrhundert eine kleine bereits damals baufällige Kapelle am Fundort, als Aufbewahrungsort der Figur.
Diese Kapelle ließ König Fernando I. 1377 durch eine größere Kirche ersetzen, um das Gnadenbild aufzunehmen und auch den Pilgern eine angemessene Stätte zu geben.
Hieraus wird hergeleitet, dass diese Verehrung jedenfalls seit dem 13. Jahrhundert historisch belegt sei.
Vasco da Gama pilgerte 1497 (vor seiner Seereise) und 1499 nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Reise zur Entdecken des wirklichen Seeweges nach Indien dorthin.
König Sebastiao I. ließ in der Nähe der Kirche das Fort San Miguel Arconjo, heute auch Farol da Nazaré genannt, errichten.
Diese Festung sollte das Sítio vor den häufigen Angriffen von Piraten schützen.
Die Kirche wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts erweitert und zwischen 1680 und 1691 vollkommen umgebaut.
In die Krone des Hochaltars wurde der Heiligenschrein mit der Marienstatue so eingebaut, dass Pilger über eine von hinten zugängliche Tribüne zu ihr gelangen können.
Es entstand das Santuário de Nossa Senhora da Nazaré, das unter anderem aus einem 1718 südlich angefügten kleineren Palast für die königliche Familie und dem Palast des Rektors der Confraria de Nossa Senhora da Nazaré bestand.
Die Verwaltung des Heiligtums wurde durch A Real Casa Nossa Senhora da Nazaré übernommen.
Auch unterstellt die Krone, den Ort Sítio, das an sich zum Herrschaftsgebiet der Abtei von Alcobaca (Coutos de Alcobaca) gehörte, der unmittelbaren Herrschaft des Königs.
Das Heiligtum in Sítio galt bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine der größten und bedeutendsten Wallfahrtsstätten Portugals.
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